In den 80er Jahren spitzt sich die finanzielle Lage von König Ludwig II. zu. Kaum scheint die Finanzkrise gelöst, häuft er neue Schulden an und setzt seine Bauprojekte unverändert fort und lässt Pläne für weitere entwerfen. In großen Schritten geht es so auf die Königskatastrophe zu. Im Jahr 1880 tritt er zum letzten Mal öffentlich in Erscheinung. Mit dem Schauspieler Kainz bricht er in diesem Jahr auch zu seiner letzten Reise in die Schweiz auf. Immer mehr zieht er sich auf das oberbayerische Land zurück und immer mehr entzieht sich der König auch seinem Regierungsstab, während er seinen Pflichten weiter ohne Aufschub nachkommt. Seine Repräsentationspflichten hingegen werden zum großen Teil von der Familie übernommen.
29. Januar | Der Palasbau in Neuschwanstein ist fertig und der Dachstuhl wurde aufgestellt. Es wird Richtfest gefeiert. Am Bau Neuschwansteins sind bis zu 300 Personen beteiligt. Die Pläne für die Innenausstattung der Wohnräume werden im Verlaufe des Jahres gefasst. |
4. März | Auf die Einmischung von Bismarck hin tritt Ministerratsvorsitzender Pfretzschner zurück. Seinen Posten erhält Freiherr von Lutz. Außenminister wird Freiherr von Crailsheim. |
26. April | Im München findet das Fest des Hausritterordens vom Heiligen Georg statt. Ludwig II. ist hierbei letztmalig zugegen. Das Fest sollte ursprünglich am 24. Februar stattfinden, wurde aber wegen dem Unwohlbefinden des Königs verschoben. |
16. Juni | Ludwig II. bewilligt aus der königlichen Kasse insgesamt 5.200 Lire, damit Wagner seinen Erholungsurlaub in Italien verlängern kann. Die Kräfte zehrende Errichtung und Durchführung der ersten Wagner-Festspiele in Bayreuth hatten den Künstler gesundheitlich arg beansprucht. |
22. August | König Ludwig II. richtet anlässlich der 700-Jahr-Feier der Wittelsbacher Dynastie seine letzte Proklamation an das bayerische Volk. Das Hauptfest findet am 25. August statt. |
25. August | Ludwig II. erhält an seinem Geburtstag druckfrisch den 4. Band der Wagner-Autobiografie „Mein Leben“. |
2. September | Ludwig II. lernt den Schauspieler Josef Kainz bei einem Gastspiel in München kennen. Der König engagiert ihn zu einer Separat-Vorstellung. |
10. November | Treffen Wagners mit Ludwig II. bei einer Separatvorstellung von „Lohengrin“. Wagner weilt seit dem 31. Oktober in der Stadt. Auch am folgenden Tag treffen sich die beiden zu einem Essen im Wintergarten. |
12. November | Wagner dirigiert im Hoftheater den „Parzival“. Der König wünscht dabei die Wiederholung des Vorspiels und möchte dies noch mit dem Vorspiel zu „Lohengrin“ vergleichen. Wagner gibt verstimmt den Taktstock ab. |
12. Dezember | Dank einer provisorischen Unterkunft kann Ludwig II. erstmals in Neuschwanstein wohnen, das damals das „Neue Schloss Hohenschwangau“ hieß. |
Auf der Bahnstrecke zwischen Endorf und Prien wird als Bahnstation der „Königspavillon“ errichtet. Die Bahnstation soll Ludwig II. zum Ausstieg dienen, denn von hier aus will der König nach Herrenchiemsee weiterreisen. | |
14. März | Die Hoftafel zum 60. Geburtstages von Prinz Luitpold, der am 12. März geboren wurde, wird wegen der Ermordung des russischen Zaren abgesagt. |
24. Mai | Nach dem Baustopp in Neuschwanstein im Dezember 1880 aus finanziellen Gründen werden die Arbeiten wieder aufgenommen. In dieser Zeit erhielten die Arbeiter keinen Lohn. Im Palas wird vor allem der Innenausbau betrieben. |
3. Juni | Schauspieler Josef Kainz verbringt einige Tage in Schloss Linderhof. Der König empfängt ihn bei seinem Eintreffen gegen 2 Uhr nachts in der blau beleuchteten Grotte. |
27. Juni – 14. Juli | Gemeinsam mit dem Schauspieler Josef Kainz begibt sich König Ludwig II. auf die Reise in die Schweiz. Hier besuchen sie die Schauplätze der Tell-Sage. Kainz soll an den originalen Orten aus Schillers Tell rezitieren, was nur teilweise gelingt, da Kainz vor Erschöpfung kaum dazu fähig ist. |
September | Im Neuen Schloss Herrenchiemsee werden Spiegelgalerie, Schlafzimmers und das königliche Appartement an den König übergeben. |
25. Dezember | Gegen Mitternacht erscheint der König in Schloss Neuschwanstein, um die fertig gestellten Gemälde in seinen Wohnräumen zu betrachten. |