1870 ist für Bayern und König Ludwig II. sehr ereignisreiche Jahre. Neben Preußen zieht man gegen Frankreich in den Krieg. Die Franzosen werden bei Sedan geschlagen. In der Folge kommt es in Versailles zu den Verhandlungen über die Gründung des Deutschen Reiches. Ludwig II. begleitet diese Vorgänge von Bayern aus. Selbst reist er nicht nach Versailles. Letztlich gewinnt die Kaiserfrage, die zu kippen drohte, durch einen Brief von Ludwig II. Gestalt an. Der „Kaiserbrief“ ist von Bismarck eingefädelt worden und trägt König Wilhelm I. von Preußen die Kaiserwürde an.
17. Januar | Eröffnung des Landtages. In seiner Thronrede geht Ludwig II. auf die Auflösung des letzten Landtages, die deutsche Situation und sein Streben nach bayerischen Souveränität ein. |
8. März | Der König ernennt auf Druck des Landtages Graf Otto von Bray-Steinburg zum Ministerratsvorsitzenden anstatt Hohenlohe-Schillingsfürst. |
26. Juni | „Walküre“ von Richard Wagner wird im Hoftheater München uraufgeführt. Auch hier kam es zu Verstimmungen, da dem König die Verzögerungen bei der Aufführung vor der Uraufführung missfielen. Wagners Verstimmung jedoch wächst, weil ihm der König erneut in die Parade fährt und er keine unfertige Inszenierung auf die Bühne bringen möchte. |
14. Juli | Bayern unterstützt die Preußen im Kriegsfall. Dies sagt Minister von Pranckh den Preußen zu ohne eine Rückversicherung von Ludwig II. |
16. Juli | Von Schloss Berg aus befiehlt Ludwig II. die Mobilmachung der Armee, nachdem der Ministerrat dies tags zuvor vom König erbeten hatte. Ministerratsvorsitzender Bray-Steinburg versucht in dem Konflikt nochmals zu vermitteln, was aber fehlschlägt. |
19. Juli | Frankreich erklärt Preußen den Krieg. Die Erklärung ist eine Reaktion auf die „Emser Depesche“ von Otto von Bismarck. Bayern stellt sich Preußen „zum Wohle Deutschlands und zum Heile Bayerns“ als Bündnispartner zur Seite. |
27. Juli | In München übernimmt Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen das Oberkommando über die bayerischen Armeen, die an den ersten Siegen bei Weißenburg und Wörth großen Anteil haben wird. |
22. August | Ludwig II. besucht die im Spital von Neuberghausen Verwundete aus dem Kriegsgeschehen. |
25. August | Richard Wagner und Cosima von Bülow heiraten in Luzern. Der König schickt zum Glücwunsch eine Depesche. |
1. September | Bei Sedan werden die Franzosen entscheidend geschlagen. Auch hier ist die bayerische Armee unter der Führung von Freiherr Ludwig von der Tann beteiligt. Die Franzosen kapitulieren und Kaiser Napoleon II. wird festgenommen. |
13. September | Nach Bitte vom Rat der Minister erklärt sich Ludwig II. zu einem Verfassungsbündnis mit dem Norddeutschen Bund bereit. Bayern fordert von Preußen den finanziellen Ausgleich entstandenen Kriegskosten, eine Gebietserweiterung in der Pfalz und die Rückzahlung der entschädigungszahlungen Bayerns aus 1866. |
22. September | Die Skizzen der Norddeutschen Bundesverfassung über die Gestaltung des Bundes werden in München anerkannt. |
30. September | Erster detaillierter Plan zum Bau von Schloß Linderhof. In einem Brief an Düfflipp sind ein Grundriss und weitere Anweisungen für die bauliche des Königshäuschens enthalten. |
20. Oktober | Die Minister Bray-Steinburg, Pranckh und Lutz reisen nach Versailles. Sie sollen überr die Zukunft Bayerns im Deutschen Bund verhandeln. |
8. November | Ohne den Befehl des Königs stimmt Ministerratsvorsitzender Bray-Steinburg dem Beitritt Bayerns zum Norddeutschen Bund zu. |
19. November | Der preußische Gesandte in München Graf Werthern telegrafiert an Bismarck und berichtet über die privaten finanziellen Nöte durch die Bauprojekte von König Ludwig II. |
23. November | Die Verträge zum Beitritt Bayerns zum Norddeutschen Bund werden unterzeichnet. Für Bayern konnten einige Sonderrechte erstirtten werden. |
30. November | Graf Holstein erscheint in Schloss Hohenschwangau bei König Ludwig II. und vermittelt in der Kaiserfrage. Ludwig II. erhält ein finanzielles Angebot über die Zahlung von 300.000 Mark jährlich für die privaten Angelegenheiten des Monarchen. Der König schreibt den „Kaiserbrief“ nach einer Vorlage Bismarck, in dem er König Wilhelm I. von Preußen die Kaiserwürde im Deutschen Reich anträgt. |
3. Dezember | In Versailles überreicht Prinz Luitpold den „Kaiserbrief“ offiziell an den preußischen König. |
10. Dezember | Der Deutsche Bund wird zum Deutschen Reich erklärt. |
30. Dezember | Die Kammer der Reichsräte Bayerns stimmt dem Beitritt zum Deutschen Reich zu. |